Drehbrücke Malchow: Das neue Technik-Denkmal kommt aus Karstädt / Für Schwertransporter geht es eng zu
Karstädt / Malchow (k-w). Dieser Tag dürfte als historisches Ereignis in die Geschichtsbücher der Inselstadt Malchow eingehen. Am Freitag, 26. Juli 2013, werden die Einzelteile der neuen Drehbrücke aus der Stahlschmiede von SCHORISCH Magis geliefert. Dabei wird es für die Fahrer der Schwertransporter verdammt eng. Denn sie müssen eineinhalb Kilometer im Rückwärtsgang durch die sehr schmalen Straßen bis zur Abladestelle fahren.
Doch nicht nur deshalb gibt es den ganzen Tag über in Malchow einiges zu staunen. Die Drehbrücke, die optisch einem Segelboot ähnelt, wird in drei fast 22 Meter langen Einzelteilen von Karstädt angeliefert, abgeladen und gesetzt, wie die Stahlbauer sagen. Dazu wird ab 8 Uhr ein schwerer Kran aufgebaut, der mittags das Mittelteil auf die Vorrichtung am Ufer hievt. Später folgen das landseitige und dann das wasserseitige Außenteil. Läuft alles glatt, werden die Montagearbeiten gegen 2 Uhr nachts beendet sein.
Am Montag nächster Woche beginnen die Montage- und Schweißarbeiten, mit denen acht Mitarbeiter während der nächsten Wochen alle Hände voll zu tun haben. Wenn das Brückengeländer befestigt ist, wiegt das erneuerte technische Denkmal satte 120 Tonnen. Schließlich wird auf den Untergrund aus Blech der Dünnschichtbelag aufgetragen. Und auch die Technik der Drehbrücke muss komplett erneuert werden.
Ein erster Schwenk soll bereits im September sein, sagt Jost Weimer, Geschäftsführer bei SCHORISCH Magis in Karstädt. Die Stahlbauer des Tochterunternehmens der Reinbeker SCHORISCH Gruppe haben zusammen mit den Kollegen von HTS Hydrotechnik Schlestein im Auftrag der Baufirma Köthenbürger HTI die Drehbrücke gebaut. Sie sind gut im Zeitplan, so dass die Einweihung aller Voraussicht nach schon am 3. Oktober gefeiert werden kann.
Seit 150 Jahren ist es Tradition, dass die Bürger von Malchow eine Drehbrücke nutzen, um von ihrer Insel zum westlichen Festland zu gelangen. Bis 1845 bestand die einzige Verkehrsanbindung über den Malchower See aus einer Holzbrücke. Als 1846 ein Straßendamm zum südöstlich gelegenen Festland gebaut wurde, musste die starre Holzkonstruktion durch eine Hubbrücke ersetzt werden, da der Schiffsverkehr die Insel auf östlicher Seite nicht mehr passieren konnte.
1863 wurde die Hubbrücke durch eine erste Drehbrücke aus Holz ersetzt und vor gut 100 Jahren entstand an ihrer Stelle die erste Stahlkonstruktion, die 1945 zerstört wurde. Wieder mussten sich die Malchower vorübergehend mit einer hölzernen Behelfsbrücke begnügen. Ab 1948 wurde eine Drehbrücke gebaut, für deren Sanierung in den Folgejahren allerdings das Geld fehlte. Auch die Freude über die stählerne Drehbrücke, die man Ende der 80er Jahre baute, war nur von kurzer Dauer. Sie hielt gerade einmal 21 Jahre, weil die Bausubstanz schlecht war.
Das aktuelle Bauwerk aus Karstädt ist nun endlich so solide gebaut, dass es mindestens 100 Jahre halten kann. Außerdem wird es 40 Zentimeter mehr Durchfahrthöhe bieten, damit kleinere Schiffe ohne Wartezeit passieren können. Die Drehbrücke bleibt mit 21,70 Meter Länge und elf Meter Breite eine touristische Sehenswürdigkeit. Tagsüber öffnet sie sich zu jeder vollen Stunde. Dabei wird sie über ein Drehlager um 90 Grad zur Seite gedreht.
Das technische Denkmal besteht aus Tausenden von Einzelteilen, die bereits im Frühjahr zu den drei Teilstücken zusammengeschweißt worden sind, die ab Freitag geliefert werden. Fördergelder des Landes sorgen dafür, dass Malchow sich als einzige Kommune in Mecklenburg-Vorpommern auch künftig ein solches Bauwerk leisten kann, das mit 6,8 Millionen Euro zu Buche schlägt. Die Brückenwärter sammeln zudem von den Kapitänen und Passagieren der Schiffe einen freiwilligen Obolus für den Unterhalt.
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Die neue Drehbrücke für die Inselstadt Malchow: Die tonnenschweren Teilstücke werden nach der Fertigstellung bei SCHORISCH Magis in Karstädt verladen.
Foto: Jost Weimer
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